Wenn Marienschwestern ein Hotel führen (lassen), das sehr modern ausgerichtet ist (Stichwort: Self-Check-In-Automat), dann kann es sich nur um das Hotel Neu-Schönstatt in Quarten handeln. Unter neuer Leitung ist es nun im Begriff, sich grundsätzlich zu wandeln. Ein spannender Einblick.
Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Villa Ray
Links die Villa Ray, rechts das Hotel Neu-Schönstatt, welches das Jugend- und Familienzentrum verdeckt.

Michael Gehring, den wir bereits von den Wiedereröffnungen des Hotel Piz Mitgel in Savognin und des Alpina Resorts in Tschiertschen her kennen, hat sich eine neue Herausforderung gesucht – und was für eine: das Hotel sowie das Jungend- und Familien-Zentrum Neu-Schönstatt in Quarten am Walensee. Ein sehr spezieller Ort, wie wir rasch feststellen. Es handelt sich um ein Haus, in dem die Marienschwestern der apostolischen Bewegung Schönstatt zwar das Sagen haben, sich aber auf die Gastgewerbe-Profis verlassen, die nun für einen Um- und Aufbruch sorgen.

Per Automat einchecken

Im Erinnerungs-E-Mail unserer Buchung steht schon etwas von Self-Check-In, aber ich habe das grosszügig überlesen. Hätte ich nicht tun sollen. Denn bei unserer Ankunft suchen wir im Hotelgebäude vergeblich nach einer Rezeption. Die Schilder verweisen unerbittlich zu den beiden Self-Check-In-Automaten in der Lobby. Ich bin zunächst etwas irritiert. Funktioniert sowas? Was halten die Gäste davon? Ist eine persönliche Begrüssung nicht besser? Alles Ansichtssache. Den Marienschwestern ist es jedenfalls den Versuch wert. Wer hätte das gedacht… Aber mehr dazu später.

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Self-Check-In-Automat
Etwas unpersönlich vielleicht, aber der Self-Check-In-Schalter funktioniert prima.

Ich habe mich natürlich auf das Wiedersehen mit Herrn Gehring gefreut, aber testen wir jetzt mal diesen Automaten. Schritt für Schritt werden wir einfach und klar durch das Prozedere geführt, und schon nach kurzer Zeit spuckt der Automat unsere Zimmerkarten für Nr. 611 aus. Na also, geht doch! Ich gestehe: Ich hatte Zweifel. Doch wäre ich überfordert gewesen oder hätte der Automat nicht funktioniert, so hätte ich nur den Telefonhörer abzuheben brauchen und wäre mit einer kompetenten Hilfe verbunden worden.

Unser Zimmer 611

Kein Wunder, haben wir eine traumhafte Aussicht auf den Walensee. Höher oben im Haus hat es nur noch Zimmer 701, eine Sauna, einen kleinen Fitnessraum und eine grosse, teilweise gedeckte Terrasse – alles mit tollem Ausblick, versteht sich. Unser Zimmer finde ich angenehm eingerichtet, die Möbel sind schnörkellos modern, die Farben unaufgeregt, man hat (fast) alles, was man so braucht. Später erfahren wir, dass der zweite Stuhl, den wir vermisst haben, bereits bestellt sei. Und es wird auch nicht mehr lange dauern, kommen die Kleenex-Boxen fürs Badezimmer an. Ja, es ist eben Auf- und Umbruch im Hause, und das braucht bekanntlich Zeit. Dennoch fühlen wir uns sehr wohl hier.

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Fitnessraum
Was in den Fenstern fast wie Bildschirme wirkt, ist die reale Aussicht, die man von den Fitnessgeräten aus geniesst.
Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Panoramaterrasse
Die herrliche Panoramaterrasse des Hotels Neu-Schönstatt.

Nur eine kleine Gebrauchsanweisung müssen wir dennoch loswerden: Das Badezimmerlicht wird durch einen Bewegungsmelder eingeschaltet – auch nachts. Wer, wie ich, nächtliche Schockbeleuchtungen überhaupt nicht verträgt, macht es wie wir: Alle Akkus (z.B. Handys), die Strom benötigen, sofort an die Steckdose nehmen und ein wenig laden; beim Zubettgehen die Zimmerkarte aus der Halterung ziehen und das Badezimmerlicht hat nichts mehr zu melden – bis morgens die Karte wieder eingesteckt wird und Handy  & Co weiterladen können.

Mehrwissen zur Hotelgeschichte

Ende der 1940er-Jahre erwarb die Schönstätter-Bewegung, die vorübergehend in Gams eine Niederlassung hatte, die Villa Ray in Quarten. Alsdann begann man mit der Nachbildung des Urheiligtums, das am Gründungsort der Bewegung, in Vallendar (DE), steht. Am 5. November 2015 feierten die Marienschwestern 60 Jahre Heiligtum in Quarten. Wo auch immer auf der Welt die Marienschwestern sich niederlassen (mittlerweile in 21 Ländern), wird eine Kopie des Urheiligtums errichtet. In Quarten, so sagen die Leute, befinde sich das Heiligtum auf einem Kraftort, von denen es in der Gegend ja einige gibt.

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Heiligtum
Hat das Heiligtum der Marienschwestern nicht eine traumhafte Lage?

Früher stand am Ort des Hotels und des Jugend- und Familien-Zentrums ein klassisches Kurhaus. Es wurde abgerissen und während der Jahre 1972–76 entstanden die zwei heutigen Betonkästen. Pardon, man kann es nicht anders ausdrücken. Von aussen sind sie ja nicht gerade Augenweiden. Aber Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters… In den 1970er-Jahren war Beton eben schwer angesagt und modern. Und günstig.

2020/21 wurde das Hotel umgebaut und renoviert. Bis dahin haben die Marienschwestern das Haus selbst geführt und damit ihren Anhängerinnen und Anhängern die Möglichkeit geboten, in ihre Welt einzutauchen und Kraft zu tanken. Einige der Schwestern sind nicht mehr die jüngsten (die älteste ist 89) und so wurde die Leitung – leider eher unglücklich – in andere Hände übergeben.

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Villa Ray, Heiligtum
Die Villa Ray und die kleine Kapelle, die Heiligtum genannt wird.

Es funktionierte nicht wunschgemäss, und so kam 2023 Michael Gehring ins Spiel, der für seine Neuorganisationen und Umgestaltungen bekannt ist. «Ich freue mich, dass ich hier am grossen Rad drehen, und nicht nur Feinjustierungen vornehmen kann», erzählt er freimütig. Grosse Veränderungen anzustossen, ist zwar eine Herausforderung, aber eine, die Spass macht, vor allem, wenn man dann die Fortschritte sieht. Der Prozess im ganzen Haus – inklusive Jugend- und Familien-Zentrum, das ebenfalls unter seiner Leitung steht – ist noch nicht abgeschlossen, aber man spürt gut, dass da viel im Gange ist. Und es kommt gut, davon sind wir überzeugt.

Ideal für Seminare und mehr

Im Jugend- und Familien-Zentrum neben dem Hotel befinden sich ganz viele weitere Räumlichkeiten, von denen wir nur einen Bruchteil sehen. Es gibt 14 ganz unterschiedliche Seminarräume. Michael Gehring räumt jedoch ein, dass sie im Moment noch nicht «UBS-tauglich» sind. Aber bald. Denn die Teppiche – in unsäglichem Senfgelb gehalten – harmonieren überhaupt nicht mit der Holzfarbe. Die neuen Teppiche sind bereits bestellt, es ist also baldige Besserung in Sicht.

Die Hauskapelle, in der regelmässig Gottesdienste der Marienschwestern stattfinden, ist für Gäste des Hauses stets geöffnet. Der Raum mit seinen bunten Glasscheiben ist zum Walensee hin gerichtet und mit einer Orgel ausgestattet. Wer mal einen Moment Ruhe braucht, ist hier immer gut aufgehoben.

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Hauskapelle
Die Hauskapelle ist ein Ort der Einkehr, genauso wie das Heiligtum.

In den unteren Etagen gibt es Räumlichkeiten für Jugendliche und Familien. Während wir im Hotel logieren, findet im Zentrum eine Singwoche statt und arbeitet auf den Höhepunkt hin, die Aufführung des «Tapferen Schneiderleins». Jung und Alt sind hier richtig eingespannt.

In diesem Gebäude befinden sich auch eine Rezeption (ja wirklich!), der kleine Laden der Marienschwestern, der grosse Speisesaal Quart sowie das öffentliche Restaurant mit Terrasse. Seesicht inklusive – wenn denn das Wetter mitmacht…

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Restaurant
Das gemütliche Restaurant mit Blick auf den Walensee.
Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Restaurant, Terrasse
Auf der Terrasse ist es bei gutem, warmem Wetter gleich doppelt so schön.

Tolle Küche – schmackhafte Gerichte

Am ersten Abend lässt sich Heinz Spareribs schmecken – traumhaft! – und ich bestelle mir Kalbsschnitzel mit Spargeln und Bratkartoffeln – seeehr gut! Am nächsten Morgen wollen wir wissen, wo denn diese Gerichte zubereitet wurden. Wir haben ja schon einige Küchen, auch von Sterneköchen, gesehen, aber noch keine war sooo grosszügig bemessen und mit Tageslicht verwöhnt, wie die des Hotels Neu-Schönstatt. Dabei sehen wir nur die Hälfte, denn die zweite Hälfte befindet sich einen Stock tiefer. Ja, hier lassen sich gut sehr viele Gäste bekochen!

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Küche
In dieser Küche lässt es sich wahrlich mit grosser Kelle anrichten 😉

Das Frühstücksbüfett ist gut bestückt, es fehlt an nichts. Wer Wünsche hat, muss sie nur äussern, doch grundsätzlich stimmt die Auswahl. Wir sind ja nicht in einem Fünf-Sterne-Haus. Interessant, dass wir von den vielen Singwoche-Gästen auch beim Frühstück gar nicht so viel mitbekommen. Die Verteilung im Haus scheint zu gelingen.

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Frühstück

Moderne Marienschwestern

Auch wenn es eine Hauskapelle und das Heiligtum gibt und die Marienschwestern im Hause bestimmen, so wird hier nicht missioniert. Religion ist kein aufdringliches Thema, nicht einmal bei den Mitarbeitenden. Um hier zu arbeiten, muss man nicht religiös sein, sondern – viel wichtiger: man muss zum Betrieb passen.

Und der ist auf dem Weg, sehr modern zu werden. Den Self-Check-In-Automaten habe ich ja bereits erwähnt. Er ist ein Zeichen dafür, dass die Marienschwestern überhaupt nicht «hinterm Mond» leben und kein verstaubtes Leben führen. Als kürzlich ein Seminar zum Thema Chat-GPT (künstliche Intelligenz) im Hause stattgefunden hat, haben auch die Schwestern teilgenommen. Und sie waren restlos begeistert, sogar die Älteste unter ihnen! Wir sind gespannt, wie sich das auf den Betrieb auswirken wird…

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Osterweg
Auf dem Osterweg hat man immer die Churfisten im Blickwinkel.

Die Marienschwestern machen auch viel für die Gesellschaft und all die Menschen, die Neu-Schönstatt besuchen. An Ostern 2024 wurde beispielsweise der Osterweg eingeweiht, auf welchem Kinder wie Erwachsene spielerisch und kreativ viel zum Thema Ostern und Auferstehung erfahren können. Ostern für alle Sinne so quasi… Und der neue Spielplatz vor dem Restaurant ist Ende April 2024 eingeweiht worden und wird ganz bestimmt Kinder einiger Altersklassen begeistern. Er ist derzeit übrigens der ganze Stolz der Schwestern – bis zum nächsten Projekt, das wohl nicht lange auf sich warten lassen wird.

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Spielplatz
Auf dem neuen Spielplatz sind die Kinder gut beschäftigt. (Wir haben keine Kinder auf dem Bild, weil wir sonst die Eltern hätten suchen müssen, um ihr Foto-Einverständnis einzuholen.)

Dennoch, das soll nicht verschwiegen werden, gibt es Menschen, die ihre Vorbehalte haben, weil der Gründer der apostolischen Bewegung, Pater Kentenich (1885–1968), 2020 anlässlich der geplanten Seligsprechung in die Schlagzeilen geraten ist. Wegen Missbrauchs. Das Seligsprechungsverfahren ist ausgesetzt und wird vermutlich nicht mehr aufgenommen.

Mehrwissen über das Heiligtum

Neben der Villa Ray, die von den Marienschwestern bewohnt wird, befindet sich das Heiligtum, eine kleine Kapelle, die genau gleich aussieht, wie das Original, das Urheiligtum in Vallendar. Zu Ostern war die Kapelle hübsch geschmückt, während unseres Besuches ist sie im «Normalzustand». Was ich in einer solchen Kapelle wirklich noch nie gesehen habe, sind kleine Fläschchen mit Weihwasser, die – als Geschenk der Marienschwestern – kostenlos angeboten werden. Es wird ja niemand daran gehindert, nicht doch eine kleine Spende zu hinterlassen. 😊

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Heiligtum
Ein kleiner, aber sehr hübscher Ort, der zur besinnlichen Einkehr einlädt: Das Heiligtum von innen.

Das Heiligtum stellt die Schnittstelle zwischen Himmel und Erde dar. Zentral ist das Bild der Maria, die ihren Sohn Christus in den Armen hält. Darüber, an der Decke, ist die Taube zu erkennen, Symbol des Heiligen Geistes, und über dem Torbogen wacht das «Vaterauge». Zu den wichtigen Symbolen zählen auch die Apostel Petrus und Paulus, in Form von Statuen unterhalb des Marienbildes, sowie links des Altars die Statue des Erzengels Michael. Er ist der Drachenbezwinger, sinnbildlich der Bekämpfer des Bösen.

Wie weit man sich auf die Welt der Marienschwestern einlassen möchte, ist jedem selbst überlassen. Hier kann man auch völlig von Religion losgelöst verweilen und geniessen. Wir haben den Ort jedenfalls als sehr harmonisch empfunden, und die Gespräche mit den Schwestern waren erheiternd, weltoffen und völlig unkompliziert. Beispielsweise Schwester Renata ist sehr daran interessiert zu erfahren, wer denn ihre Gäste sind, und sucht den regen Austausch. Sie ist quasi die Guest Relation.

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Zentrum, Restaurant
Das Zentrum mit Restaurant von aussen.

Egal, ob man einfach in der Gegend wandern möchte oder einen Ausgangsort für andere Erkundungen im Heidiland sucht – Gelegenheiten gibt es viele –, das Hotel Neu-Schönstatt ist ein sehr gutes «Basislager». Man ist schnell in Wesen, in Walenstadt, in Sargans mit seinem schönen Schloss oder auch im Fashion-Outlet in Landquart. Und wer nur auf der Durchreise ist, dem empfehlen wir, im Restaurant des Neu-Schönstatt unbedingt einen Mittagessenstop einzulegen.

Hotel Neu-Schönstatt, Quarten, Walensee, Churfirsten
Zum Mittagessen eine solche Aussicht geniessen – ziemlich unwiderstehlich! 😊 Der Walensee und die Churfirsten.
Schloss Sargans
Das Schloss Sargans ist bei schönem Wetter auf jeden Fall einen Besuch wert. Das Museum ist montags jeweils geschlossen.

Infos zum Hotel Neu-Schönstatt

Hotel & Zentrum Neu-Schönstatt
Josef-Kentenich-Weg 1
CH-8883 Quarten
Tel. +41 (0)81 511 02 00
https://neuschoenstatt.ch/hotel/

© Text: Inge Jucker; Fotos: Heinz Jucker | TravelExperience.ch | 2024

Offenlegung: Wir waren für einen zweitägigen Aufenthalt vom Neu-Schönstatt eingeladen.